Ostern – Perspektivenwechsel

Auf dem Bild ist der Vordergrund dunkel, doch man sieht: Die Sonne geht bald auf. In solch einem Zwischenzustand zwischen dunkler und heller Stimmung sind auch die Frauen, die am Ostermorgen zum Grab Jesu kommen.

Ostern

Plötzlich ist da ein Engel und sagt
ihnen: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ (Mt 28,5f).

Ein Perspektivenwechsel findet statt. Aus dem Dunkel der Trauer um den toten Freund wird der Blick eröffnet auf das aufgehende Licht: Der Gekreuzigte lebt. In diesen Tagen der Corona-Krise  wird uns neben all den dunklen Nachrichten über sich häufende Todesfälle und unerträgliche Zustände auch der Blick eröffnet auf das, was Menschen möglich ist. Diese Krise fördert neben all dem Schlimmen auch Erstaunliches ans Licht: Den großen Zusammenhalt, die erstaunliche Unterstützung, die geleistet wird und der unermüdliche Beistand, der den Leidgeprüften zukommt. Für mich ist das in diesen Tagen ein Auferstehungszeugnis: Der Gekreuzigte lebt! Das Dunkle schwindet, die Sonne geht auf!

Der Tod Jesu wäre vermeidbar gewesen

the-crucified-christ-2200659_1920Der Tod Jesu wäre vermeidbar gewesen, wenn sie das Leben gewählt hätten. Das Leben – das wäre die Idee gewesen – dass alle mitkommen – auch die Schwachen, die Bedürftigen, die Verlierer. Aber sie wollten nicht dass sie mitkommen, die Schwachen, die Bedürftigen, die Verlierer. Also wurde Gott genauso einer wie sie: Ein Schwacher, ein Bedürftiger, ein Verlierer. Er wurde genauso aus dem Weg geräumt wie sie. In der Corona-Krise sehen wir gerade, wie wir auch das Leben aus dem Weg geräumt haben: Durch mangelnde Krisenvorsorge, durch zu späten Einkauf von Schutzkleidung, durch zu schlecht bezahlte Pflegekräfte. Das hat seinen Preis. Es wären bestimmt noch mehr Menschen am Leben geblieben ohne Infektion. Der Enkel hätte noch länger etwas von seinem Großvater gehabt. Wer ist schuld? Keiner? Die Umstände? Unsere Art zu wirtschaften kostet einfach Opfer – und wir sind irgendwie, irgendwo daran beteiligt. Der Tod Jesu wäre vermeidbar gewesen. Gott stirbt unseren Tod um uns auf das Leben hinzuweisen: Keine neuen Opfer! Jedes Leben ist unendlich viel wert! Wir dürfen neu anfangen und den Tod verhindern.

Kleines Auferstehungswunder in der Küche

80C44C7A-127A-4695-B794-BB5362CEA691In der Küche türmt sich das dreckige Geschirr, überall stehen Töpfe und Schüsseln, die triefende Bratpfanne lehnt in der Spüle. Es sieht so aus, als ob ich Stunden brauche um das alles wieder klar zu kriegen. 20 Minuten später! Die Küche blinkt! Alles ist unter Dach und Fach und ich denke mir: Es schaut doch immer schlimmer aus als es ist. Die kurzfristige Ratlosigkeit hat sich in den Stolz verwandelt, es doch irgendwie mit Links geschafft zu haben. Ein Wunder? Für mich schon. Vielleicht haben Sie ja auch solch kleine Auferstehungswunder, die sich immer wieder einmal wiederholen.

Das Kind in der Krippe

81795560-8C07-4C95-AF65-AF585B8FE3C4Es geht jetzt nicht um große Gedanken, sondern einfach nur um dieses Bild vom Kind in der Krippe. Ich kann mir das, was mit dem Kind gemeint ist, ganz gut vorstellen. Ich habe vor fast 1 ½ Jahren mein erstes Enkelkind als Säugling im Arm gehalten und auch noch jetzt hat der Kleine etwas ganz Direktes, etwas, was einen sofort anspricht. Seine ersten Worte sind im Augenblick „Kerze“, „Keks“ und „Katze“. Ein kleines Kind erinnert uns an das, was auch in uns ist, das was in uns unverbraucht ist und offen. Ein kleines Kind erinnert uns an das, was in uns noch unverletzt ist und heil. Ein kleines Kind erinnert uns an das von Gott gewollte Wesen, das in uns steckt. Es er-innert uns, etwas in uns wird wach gerufen.

Die Botschaft von Weihnachten verdichtet sich im Kind in der Krippe. Mit der Krippe wird das ganz normale Leben angedeutet. Dieses heilsame Kind, das wir in uns entdecken können, braucht keinen Goldhintergrund. Es ist in einem Alltagsgegenstand zu Hause, in einer Krippe, dort wo die Tiere ihr Futter herausnehmen. Ich darf mich sozusagen von diesem Kind in der Krippe anstecken lassen und das Kind in mir entdecken hier und jetzt, nicht als besonderes Ereignis, sondern mitten in meinem ganz gewöhnlichen Alltag. Die Augen eines kleinen Kindes sehen jeden Augenblick die Welt neu.

„Jamaika-Sondierungen“ oder „mit Gott über Mauern springen“

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Es ist schon beeindruckend wie Horst Seehofer über Winfried Kretschmann sagt:“Mit dem könnte ich mir eine Koalition sofort vorstellen!“ Der CSU-Mann nähert sich dem Grünen an und vermutlich auch umgekehrt. Cem Özdemir geht bis zur Schmerzgrenze und Angela Merkel räumt das Reizthema „Obergrenze“ aus dem Weg. Geht doch! Beeindruckend, wenn ein Mensch über seinen Schatten springen kann. Nähe entsteht, in aussichtloser Situation ein Lichtblick. Im letzten Augenblick sprengt FDP-Lindner dieses wundersame Unternehmen.

Politikerinnen und Politiker haben sich zwischendurch einmal anders gezeigt: Nicht nur verbissen an der eigenen Linie festgehalten, Möglichkeiten ausgelotet. Warum nicht? Es kann sogar Spaß machen, das Unmögliche zu versuchen. Kreativ umdenken, neu denken, anders denken und sich dabei näher kommen. Auch wenn es am Ende geplatzt ist. Es hat gezeigt, was geht! Mit ein bisschen gutem Willen und Uneitelkeit. Das wäre doch auch für mich ein Weg durch den Alltag, der manchmal mit so vielen Dingen gepflastert ist, die ich so schlecht wegstecke. Es geht! Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen! (Ps 18,30)

Stressbewältigung als moderne Form der Buße

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Der Vormittag ist schon vorangeschritten. Ich habe mit einer Mitarbeiterin zu lange geratscht. Muss auch mal sein. Aber ich wollte doch gerade heute Vormittag noch soviel tun. Endlich habe ich mal Zeit für den nervigen Kleinkram. Jetzt stehe ich schon wieder unter Druck. Ich hasse das! Kann ich denn nie ganz normal arbeiten? Immer pressiert es! Da will einer seine mail „zeitnah“ beantwortet haben. Dann klingelt es an der Tür, die Frage:“Könnte ich heute Nachmittag den Beamer holen?“ „Nein, heute Nachmittag geht´s nicht. Wie schaut es morgen Vormittag aus?“ Ok, ich kann die Sache regeln und kehre zurück an den Schreibtisch. Wo war ich gleich wieder stehen geblieben? Auch, ja! Und gleich sind Schulter und Nacken verspannt: Die blöde email wartet auf Anwort, aber ich müsste dafür eigentlich noch zwei Dinge abklären. Mist! Ich habe schon wieder die Nase voll!
Kommen Dir diese Gedanken bekannt vor? Dann ist es wichtig sich kurz einmal Zeit zu nehmen. Ich setze mich einfach hin und spüre, wo sich der ganze Druck in meinem Körper festgesetzt hat. Natürlich: Die Schulter, der Nacken, aber auch der Rücken, die Schulterblätter. Es schmerzt richtig! Es macht keinen Spaß! Ich lasse das alles mal da-sein. Es schmerzt immer noch, aber ich weiß jetzt, was mit mir abläuft. Ich kann einfach nicht anhalten und mal Pause machen mit dem ganzen Druck. Jetzt kann ich´s. Toll! Jetzt hat Gott die Chance, in mir mal seinen Blickwinkel da-sein zu lassen. Gott sagt: Du brauchst Dir nichts zu beweisen! Lass es genug sein mit der Aussicht, dass ich Dir helfen werde. Wie ich das tue, sage ich Dir noch nicht. Lass Dich einfach auf Dein Leben ein so wie es ist. „Lass dir an meiner Gnade genügen, meine Kraft vollendet sich in der Schwachkeit.“ (2. Kor 12,9, Lutherübersetzung 2017) Es ist gut, Gott machen zu lassen!

Eine Katastrophe nach der anderen

„Betroffenheitsunterhaltung“ oder Impuls zur Lebensveränderung

Überschwemmung: Houston, Texas, Südasien, Mumbai! Schon wieder eine Katastrophe! Barcelona ist kaum überstanden. Wann geht es weiter? Das Aberwitzige, Tragische, Ungeheuerliche verkommt zum Entertainment. „Betroffenheitsunterhaltung“? Wenn die Katastrophen im Wochentakt passieren, dann stumpft man ab: Was gib´s heute Neues?

Es gibt einen sehr treffenden Buchtitel: „Neben uns die Sintflut“ von Stephan Lessenich. Was stört es uns, wenn tausende von Kilometern weit weg in Indien der Untergang stattfindet? Das T-Shirt, das im Billig-Shop für 10, – € zu haben ist, wurde von der Frau genäht, deren Wellblechhütte weggespült wurde und, die jetzt mit ihren fünf Kindern durch´s verdreckte Hochwasser watet. Die Großmutter, die sich um die Kinder gekümmert hat, konnte sich nicht mehr retten. Aber jetzt hat es die USA auch wieder erwischt. Der Austritt aus dem Klimaschutzabkommen hat zurückgeschlagen.

Jede Katastrophe, jeder Terroranschlag kann auch ein erster Schritt zur Selbstbesinnung sein. Wenigstens ich kann dazu beitragen, dass um mich herum meine Welt einen Tick weniger katastrophal wird, einen Tick weniger schrecklich, einen Tick weniger „Terror“. „Kämpf nicht gegen die da oben, mach es einfach besser!“, soll der Heilige Franziskus so (oder so ähnlich) gesagt haben.

Das heißt nicht, dass der politische Kampf für die Eine-Welt, das Klima etc. nichts taugt, aber der erste Schritt ist immer der, vor der eigenen Haustür. Das ist die Basis für Veränderungen, die schließlich auch in der Ferne ankommen in Südasien, in Mumbai, in Houston, Texas, oder wo immer.

Meditation – wenn mal nichts läuft

Bleibe hungrig und verrückt genug

IMG_1095Ein Spinner läuft alle Mal. Ein Spinner ist ein kleines, eigentlich unnützes Spielzeug. Nur zum Spielen, sonst zu gar nichts. Man nimmt den Spinner zwischen Daumen und Zeigefinger und lässt ihn drehen und schnurren. Je besser die Kugellager, umso besser dreht er sich. Wieder ein weiteres Spielzeug für Jungen und Männer? Nein! Ein Meditationsgegenstand um Dir klar zu machen: Es läuft! Es kann so locker laufen, wie der wirbelnde Spinner in Deiner Hand.

Trau Dich auch mal ein bisschen ungewöhnlich zu meditieren! Oder vielleicht bist Du ja auch schon ein Spinnerfan. Dann kannst Du das Ding auch mal anders verwenden als nur zu zeigen, was Du drauf hast. Es kann laufen! – auch wenn scheinbar mal gar nichts läuft. Schau den wirbelnden Spinner an (Betriebsanleitung auf YouTube in englisch. Man muss nichts verstehen, zuschauen reicht: https://youtu.be/xCCXCJO4FDE). So ein Spinner kann helfen, offen zu werden für das, was gerade läuft. Und vielleicht ist ja das, was gerade läuft, etwas für Dich: „Stay hungry, stay foolish“ – Bleibe hungrig, bleibe verrückt. Man kann über Steve Jobs (apple) denken, was man will, sein zitierter Schlussapell vor den Absolventen der Uni in Stanford 2005 ist ein Plädoyer für Offenheit und die Suche nach dem, was Dich lebendig hält. Christlich ausgedrückt: Bleibe hungrig, bleibe verrückt genug um zu erkennen, was Gott Dir gerade schenken will. Vielleicht ist es ja so ein scheinbar nichtnutziges Spielzeug zum Meditieren oder womit Du Dich auch immer gerade beschenkt fühlst.

Attentat in Barcelona Do 17.8.17

Vertrauen als Gegenmittel

Schon wieder solche Irren! Die Wut steigt in mir hoch. Jetzt muss doch endlich was passieren! Das kann doch nicht wahr sein! Hilflos muss man mit ansehen, wie die kaltblütig – und dann auch noch religiös motiviert – einfach Menschen ausgelöscht bzw. schwer verletzt werden. Wenn ich im Bus einen arabisch aussehenden jungen Mann mit tief schwarzen Haar und Bart sehe, kann mir schon mal mulmig werden.

Szenenwechsel: Ich baue beim Gemeindefest mit einem afghanischen und einem syrischen Flüchtling zusammen die Biergarnituren auf. Wir kommen ins Gespräch. Der sympatische junge Mann aus Afghanistan erzählt mir wie er fast den ganzen Weg aus seinem Land über den Iran zu Fuß zurück gelegt hat – mit einer Zitterpartie im Mittelmeer. Er hofft, nicht zurück geschickt zu werden. Ein Rechtsanwalt ist eingeschaltet. Ich könnte mir diesen jungen Mann gut als kompetenten Mitarbeiter vorstellen. Es ist begabt, spricht nach einem Jahr äußerst gut Deutsch -besser als ich in „100 Jahren“ „Afghanisch“ reden würde. Auch der junge Mann aus Syrien ist sehr sympatisch. Seine Verbrennungsnarben an Händen, Füßen und im Gesicht machen mich nachdenklich. Er darf hier bleiben. Auch mit ihm habe ich ein herzliches Verhältnis. Er ist bei uns integriert. Gegen die Hilflosigkeit, die Wut und die Angst hilft einfach nur „Beziehung“.

Die große Mehrheit der Menschen, die so aussehen als ob sie auch Terroristen sein könnten, sind solche Leute wie die beiden jungen Männer, mit denen ich gearbeitet habe. Ich kenne auch sehr aufgeschlossene und modern denkende Mitglieder aus Moscheegemeinden. Es gibt Demonstrationen von Flüchtlingen gegen den Terror. Es wird klar: Die große Mehrheit ist anders. Es gilt, das Vertrauen nicht zu verlieren. Es ist das einzige Mittel gegen die Hilflosigkeit, die Wut und die Angst. „Vertrauen“ und „glauben“ meinen dasselbe. Vertrauen entsteht zwischen Menschen. Ich erkenne: Vertrauen ist ein Geschenk. Ich kann mich dafür öffnen. In all dem wächst auch das Vertrauen zu Gott. Ich kann so schwer vertrauen – bei all dem, was um mich herum passiert. Gott muss etwas mit mir passieren lassen: Er schenkt mir Vertrauen!

Angst vor´m Gewitter

schön, wenn man etwas überstanden hat

Eigentlich bin ich kein so ein arger Angsthase, aber … auf der letzten Wandertour. Plötzlich merke ich wie es donnert. Wie aus dem Nichts ist ein Gewitter da. Noch nicht direkt über mir. Es ist im Anmarsch. Ich bin auf halbem Weg. Soll ich zurück zum sicheren Auto? Nein! Ich will ja wandern! Aber die Gefahr? Neben mir fließt ein malerischer, klarer Bach. In diesem Moment scheint er weniger malerisch, nur ärgerlicher Anziehungspunkt für mögliche Blitze. „Ach, was!“, sage ich mir, „das Gewitter zieht schon ab!“ Aber der Donner wird lauter. Es kracht über mir. Jetzt reicht´s! Wie schaut es mit meinem Gottvertrauen aus? Mir wäre lieber, ich bräuchte es gar nicht und das Gewitter zieht wieder ab. Ich ergebe mich in die Situation. Nützt sowieso nichts! Ich spüre: Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die habe ich ganz und gar nicht im Griff. Soetwas hat mich im Griff. Ich wage zu hoffen, dass es Gott ist, der mich darin im Griff hat – nicht im Würgegriff, sondern in seiner schützenden Hand. Schließlich entfernt sich das Gewitter. Ein behagliches Gefühl macht sich wieder in mir breit. Es ist doch schön, wenn man etwas überstanden hat. Gott sei Dank!